Sozialpädagogik
Projekte
Im Laufe des Studiums sind die Studierenden in ein Forschungsteam des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung eingebunden und verfassen in diesem Rahmen ihre Masterthesis.
Auf der Seite des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung finden Sie Seiten mit Informationen zu allen Lehrforschungsprojekten mit zusätzlichen Materialien und der Dokumentation der Forschungsergebnisse
2023/24
Leitung:
Dipl. Soz. Päd. (FH) Marina Tomic Hensel MA
Jede sozialpädagogische Fachkraft muss sich im Laufe ihrer Tätigkeit auch mit ökonomischen Dimensionen des eigenen Handels auseinandersetzen. Ein nachhaltiger Umgang mit zeitlichen und materiellen Ressourcen gehören ebenso dazu wie Effizienz- und Effektivitätsüberlegungen. Institutionelles sozialpädagogisches Handeln war seit der Moderne nie frei von ökonomischen Aspekten bzw. war immer schon mit der Wirtschaft als einem gesellschaftlichen Teilbereich (etwa im Hinblick auf die Finanzierung) verbunden. Dennoch wird in den Sozial- und Geisteswissenschaften seit etwa zwei Dekaden die Verbindung von Sozialem und Ökonomischen unter dem Terminus Ökonomisierung teils heftig kritisiert.
Bei näherem Hinsehen ist festzustellen, dass in der Ökonomisierungsthese jedoch nicht die indirekte Abhängigkeit der Sozialpädagogik von der Wirtschaft (etwa durch Budgetzuteilungen) oder die alltäglichen Rationalisierungen in der Praxis kritisiert werden. Gegenstand der Kritik ist vielmehr die Dominanz wirtschaftlicher Elemente in der Sozialpädagogik, durch die das sozialpädagogische Handeln so verändert werden werde, dass inhaltlich-fachliche Begründungen und Zielbeschreibungen von ökonomischen Aspekten überlagert würden. Das geschieht etwa dann, wenn wegen des Kostendrucks Quoten oder Aufgaben innerhalb einer festgelegten Zeit erfüllt werden müssen, sodass Klient*innen, mit weniger "Erfolgsaussichten" oder Bedürfnissen, die nicht in das (Zeit-)Schema passen, durch das Raster fallen. Oder es werden mit dem Argument der Effizienz Einsparungen vorgenommen, bei gleichzeitiger Anforderung an die Fachkräfte dasselbe oder gar mehr zu leisten.
2022/23
Leitung:
FH-Hon.Prof. Mag. Dr. Susanne Binder
Patricia Renner BA MA
Erwerbsarbeit und berufliche Zugehörigkeit stellen neben dem Bedürfnis und der Notwendigkeit von ökonomischer Unabhängigkeit zentrale Identifikationspunkte dar und spielen eine wesentliche Rolle im Bereich gesellschaftlicher Partizipation und Sozialer Inklusion. Bei Ausbildungs- und Berufswegen von Jugendlichen nach Abschluss der Schulausbildung mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind in hohem Maß frühe Ausbildungsabbrüche zu beobachten, damit geht Exklusion in der weiterführenden (Berufs-) Ausbildung einher. Mit zahlreichen Beratungs- und Betreuungsleistungen und sogenannten "Nachreifungs-" und Qualifizierungs-Angeboten versucht die Politik, Jugendliche bei dieser Bewältigung zu unterstützen.
Im Lehrforschungsprojekt werden Jugendliche mit Lernschwierigkeiten aktiv in den Forschungsprozess einbezogen. Die Jugendlichen werden von Studierenden als Mentor*innen beim methodischen Forschungsansatz "Photovoice" begleitet, um die Partizipation zu gewährleisten. Mittels dieser partizipativen Forschung und durch Begleitung durch Mentoring erforschen wir die Situation, Lebensentwürfe, Bedarfe und Erwartungen von Jugendlichen in Bezug auf ihre berufliche Ausbildung und loten ihre Handlungsoptionen aus. Wir erarbeiten mit ihnen gemeinsam Strategien, die eine Verwirklichung von diesen Lebensentwürfen ermöglichen. Durch die so gewonnenen lebensweltorientierten Einblicke sollen neue Erkenntnisse und Perspektiven für die Jugendberufshilfe erarbeitet werden. Dafür wird folgenden Fragestellungen nachgegangen:
- Was benötigen Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, um Lebensentwürfe und berufliche Perspektiven entwickeln zu können?
- Welche Herausforderungen ergeben sich für Jugendliche bei der Arbeitsplatzsuche bzw. Annäherung an den Arbeitsmarkt und welche Anforderungen werden an Sie seitens des Arbeitsmarktes (von Ausbildenden, Leitenden etc.) gestellt?
- Wie kann Mentoring dabei unterstützen, eine erfolgreiche Umsetzung der (Berufs-) Ausbildungswünsche zu ermöglichen?
- Wie können Mentoringangebote (im Bereich der Jugendberufshilfe) konzipiert und Mentoringprozesse initiiert und begleitet werden?
Auf einer weiteren Ebene soll mit Vertreter*innen von Jugendberufshilfe und Arbeitsmarkt ausgearbeitet werden, wie es Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten erleichtert werden kann, sich zu orientieren, um letztlich Handlungsoptionen und Empfehlungen für die Ausgestaltung konzeptioneller Rahmenbedingungen für die Jugendberufshilfe abzuleiten.
2020/21
Leitung:
FH-Prof. Mag. Dr. Supper Sylvia
Schmid Christine MA
In Bildungs- und Betreuungseinrichtungen ist die Auseinandersetzung mit Systemen und Rahmenbedingungen, die offensichtlich nicht für alle Kinder und Jugendlichen geeignet sind, ein brisantes Thema. Auswirkungen wie massive Probleme in der Zusammenarbeit und im Zusammenleben sowie Betreuungsabbrüche und Exklusion werden von Praktiker*innen diskutiert. Häufig wird von sogenannten "Drehtürklient*innen" oder "Systemsprenger*innen" gesprochen, was zu einer weiteren Etikettierung betroffener Kinder und Jugendlicher führt.
Ein Blickwinkel können die Ressourcen, die diese Kinder und Jugendlichen mitbringen, und die Lücken und Missstände, die sie aufzeigen sein. Sie können von zentraler Bedeutung für die Weiterentwicklung von Angeboten und Strukturen im Sinne des Kindeswohls sein, wie dies in der Geschichte schon oft der Fall war.
Das einheitliche Normkostenmodell, das seit Jänner 2019 vollzogen wird, bedeutet massive finanzielle Einbußen für spezialisierte Einrichtungen, die sozialtherapeutische Ansätze verfolgen oder verfolgt haben. Für die Betroffenen könnte das eine weitere Verschärfung bedeuten.
2019/20
Leitung:
Mag. Ernst Tradinik
FH-Hon.Prof. Mag. Dr. Susanne Binder
Wir setzen ein Medienprodukt – eine Fernsehsendung – gemeinsam mit Menschen mit (Lern-)Behinderung um und begleiten dieses wissenschaftlich. Die wissenschaftliche Arbeit wird je nach Möglichkeit gemeinsam von Studierenden und Menschen mit (Lern-)Behinderung entworfen, die Fragestellungen werden von den Menschen mit (Lern-)Behinderung maßgeblich mitbestimmt.
Die (sozialpädagogischer Begleitung der) Medienarbeit mit und von Menschen mit (Lern-)Behinderung ist noch relativ jung. Menschen mit Lernbehinderung brauchen Unterstützung, um an der (medialen) Gesellschaft teilzuhaben. Diese Unterstützung und Begleitung muss gewährleisten, dass sie tatsächlich ihre Themen und ihre individuelle Sprache in das Medienprodukt einbringen können. Dazu müssen beide Seiten, die Protagonist*innen und die betroffenen Personen, reale Barrieren ebenso überwinden wie Barrieren im Kopf.
Ziel ist die Beforschung von Prozessen inklusiver Medienarbeit, je nach Interessensschwerpunkt der forschenden Studierenden. Zentral steht die Teilhabe von Menschen mit (Lern-)Behinderung an der Medienproduktion und -entwicklung. Diversität und Partizipation als Ansätze gewährleisten, dass diese für sich selbst sprechen und Angehörige oder Menschen außerhalb eines professionellen Settings von den Wünschen und Themen dieser Personengruppen erfahren.
2018/19
Leitung:
Mag. Dr. Ursula Hermann MPOS MSc
Dipl.-Päd. Philipp Leeb
Sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen und Anerkennung zu erfahren, ist ein identitätsstiftendes Element menschlicher Entwicklung und sozialen Erlebens. Ethnische und soziale Herkunft wie auch das Geschlecht sind in allen Lebensphasen prägend für ein Gefühl von Zugehörigkeit. Sie stehen im Mittelpunkt des Forschungsprojekts. Der Fokus wird auf Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene gelegt, die unterschiedliche sozialpädagogische Einrichtungen nützen.
Den theoretisch-pädagogischen Referenzrahmen des Projekts bietet die Sozialpädagogik des Lebensalters, denn sie bringt Lebensphasen und psychosoziale Herausforderungen in eine Systematik. Biografische Lebensbewältigung als erkenntnisleitendes Konzept beschreibt Erleben und Bewältigungsstrategien, die Grundlage sozialarbeiterischen und sozialpädagogischen Handelns darstellen.
Mittels qualitativer und ethnografischer Forschungsstrategien (teilnehmende Beobachtung, Interviews, digitale Medien etc.) wird in verschiedenen Settings der Frage nachgegangen, wie sich „Dazugehören“ zeigt und welche Bedeutung intersektionale Dimensionen dabei spielen.
2017/18
Leitung:
FH-Prof. DSA Mag. (FH) Andrea Pilgerstorfer
Mag. (FH) René Hübl-Fischer
Partizipation, Teilhabe oder Beteiligung sind Begriffe, die im Fachdiskurs der Sozialen Arbeit breiten Niederschlag finden und in allen Praxisfeldern im Methodendiskurs sowie in Einrichtungskonzepten angeführt werden. Moderne Soziale Arbeit (Sozialpädagogik, Sozialarbeit und andere Berufsgruppen im Feld) sieht Partizipation mittlerweile als unumstößliches Prinzip der Fachdisziplin.
Dabei wird keineswegs auf ausschließlich neues Wissen referenziert. Janusz Korczak entwickelte in seiner 1912 gegründeten Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe die „Pädagogik der Achtung“. Die Kinder in seinen Waisenhäusern hatten eine Vertretung gegenüber den Erwachsenen, er gründete die ersten Kinderparlamente und setzte sich damit für Kinderrechte in den Unterbringungseinrichtungen ein (vgl. Beiner 2007).
Mit dem von Jane Addams geprägten Begriff der Hilfe als Selbsthilfe (vgl. Stender und Körger 2013), trat verstärkt die Notwendigkeit der Lösungsbeteiligung von Nutzerinnen und Nutzern in das Bewusstsein der Fachkräfte. Der Prozess setzt sich mit laufender Theorie- und Methodenentwicklung (Arlt, Pantuček-Eisenbacher, Thiersch, Münder, Wiesner, Merchel, Wolff, Müller, Peters, Krause u. a.) fort.
Im aktuellen Kinder- und Jugendhilfe Gesetz (KJHG) sowie im NÖ Landesgesetz (NÖKJHG) wird in § 3 Z 5 die „Zusammenarbeit mit der Familie“ gesetzlich festgeschrieben. § 43 Z 2 schreibt vor, dass „in familiäre Verhältnisse möglichst wenig eingegriffen wird“ und § 37 verankert die „Beteiligung der Kinder und der Jugendlichen und der Erziehungsberechtigten“ im Gesetz. Vor diesem Hintergrund befasst sich vorliegendes Forschungsprojekt mit Methoden der Beteiligung und Beteiligungsformen im Kontext der „vollen Erziehung“ § 38 Z 2.
Ausgehend von einer Bestandsaufnahme der angewandten Methoden, wird Partizipation bei einer Unterbringung in einer Wohneinrichtung qualitativ beforscht. Ziel ist, Good-practice-Beispiele aufzuzeigen, Methoden der Partizipation weiter zu entwickeln und deren Implementierung anzuregen oder zu begleiten. Es ist zu erwarten, dass die Ergebnisse den Fachdiskurs fördern und einen Beitrag zu Demokratisierungsprozessen leisten. Außerdem könnten sie zur Bildung eines Bewusstseins über Wirkungsmechanismen von Partizipationsprozessen auf Gruppendynamik und Entwicklung beitragen. Aus Perspektive der Kinder und Jugendhilfe Einrichtungen können die an der Studie beteiligten Einrichtungen die Ergebnisse für Ihren Qualitätssicherungsprozess nutzen.
2015/16
Leitung:
Mag. Elizabeth Baum-Breuer
FH-Prof. Mag. Dr. Monika Vyslouzil
Wir alle – Professionelle und Klient*innen – bringen unsere jeweilige „Geschichte“ mit. Das Projekt richtet sein Augenmerk einerseits darauf wie Biographiearbeit in pädagogischen Settings derzeit gemacht wird, welche Herausforderungen sich dabei ergeben. Da Biographiearbeit eine selbstreflexive Methode ist, geht es auch um die Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie durch Erstellen eines eigenen Biographiebuchs.
Ziel ist die Erarbeitung von Masterthesen (in Gruppenarbeit) zu gemeinsam definierten thematischen Schwerpunkten (z.B. Alter, Migrationshintergrund, Jugendliche,…). Dazu setzen die Studierenden Biographiearbeit als Forschungs- sowie als methodisches Instrument zu Erhebungen für ihren Schwerpunkt ein. Mit einer wissenschaftlichen Rahmung sind kreative Formen der Ergebnisdarstellung (Fotobücher, Videos, Zeichnungen und Collagen) möglich.
2014/15
Leitung:
FH-Prof. Mag. Gertraud Pantucek
Mag. Dr. Danila Mayr
Im Rahmen des Projekts werden (vorwiegend sekundäre und tertiäre) Formen von Gewaltprävention entwickelt, begleitet, beobachtet und analysiert. Geeignet sind sowohl bestehende Ansätze als auch neue, zeitbegrenzte Projekte. Es ist möglich, selbst Projekte zur Gewaltprävention zu entwickeln, vorzustellen und zu implementieren. Forschungsarbeiten können auch die jeweiligen Overheads (Jugendpolitik, Drogenpolitik, Leitlinien, EZ-Richtlinien etc.) oder unterschiedliche Definitionen und Zugänge im Bereich von Gewalt und Prävention untersuchen.
Ziel ist die Erarbeitung der Masterthesen (in Gruppenarbeit). Die Forschungsthemen werden von den Studierenden in Absprache mit der LV-Leitung erarbeitet. Dabei nehmen die Studierenden Kontakt zu relevanten Einrichtungen (Jugendarbeit Wien, Streetworkprojekte) auf, sollte dieser noch nicht bestehen.
Wir ermutigen die Studierenden zu neuen Formen von Masterthesen. Die LV-Leiterinnen bieten sehr weit gestreute Kompetenzen an: Ethnografie, teilnehmende Beobachtung, Exkursionen, Gruppenarbeit, Sozialarbeit ambulant und stationär, Projektarbeit, Schnittstellen zu Kunst, Techniken wie Video, Dokumentarismus u.v.m.
Teil des Projekts ist eine Verschränkung mit den Forschungszugängen des Ilse Arlt Instituts.
Leitung:
Mag. Dr. Alexander Brunner
Gegenstand des Projektes sind die Möglichkeiten, Chancen, Risiken und Grenzen von Bildungsarbeit mit älteren und alten Menschen. Außerdem stehen mögliche Beiträge der Sozialen Arbeit zu deren Förderung, Organisation sowie fachlichen Konzeptionierung und methodischen Umsetzung im Zentrum der Analyse. Soziale Arbeit wird hier als Oberbegriff der beiden diskursiven Stränge von Sozialpädagogik und Sozialarbeit verstanden.
Dabei wird die Bildungslandschaft für ältere und alte Menschen im Raum Niederösterreich als Ausgangspunkt genommen und in Teilbereichen erforscht. Kooperationspartner sind Institutionen, Organisationen und Vereinen, die bereits in dieser Richtung tätig sind. Im Fokus stehen sowohl Formen formaler Bildung als non-formale Bildung und informelle Bildung.